5G-Lernorte OWL entwickelt eine neue Unterrichtseinheit. Moderne Produktionsmaschinen sammeln und senden eine Vielzahl von Daten – seien es Temperaturen, Drehzahlen oder Bearbeitungszeiten. Mit diesen Daten können Industriebetriebe ihre Produktion optimal planen, demnächst ausfallende Verschleißteile frühzeitig erkennen und mehrere Maschinen gleichzeitig von einem Punkt aus überwachen. Was aber, wenn etwa eine Standbohrmaschine weder Daten sammelt noch sendet – weil sie mit Baujahr 1976 weit vor der breiten Digitalisierung der Wirtschaft hergestellt wurde? 26 Berufsschüler vom Richard-von-Weizsäcker-Berufskolleg des Kreises Paderborn haben in einer neu entwickelten Unterrichtseinheit erprobt, wie auch ältere Maschinen mit der modernen Industrie Schritt halten können. Im Zentrum stand dabei erstmals der Mobilfunkstandard 5G, der eine schnelle und kabellose Datenübertragung ermöglicht.
Schauplatz für die sogenannte Lernsituation – eine beispielhafte Anwendung, nah an der zukünftigen Betriebspraxis der Auszubildenden – war die SmartFactoryOWL am Lemgoer Fraunhofer Institut. Hier werden Zukunftstechnologien der Industrie für verschiedene Gruppen wie Unternehmen, Lehrer, Studierende und Schüler verständlich aufbereitet und erlebbar gemacht. So auch der Mobilfunkstandard 5G – für Kornelia Schuba vom Fraunhofer IOSB-INA ein wichtiger Baustein der digitalen Fabrik: „Wo früher kilometerlange Kabel verlegt werden mussten, können Maschinen heute bequem per Funk angebunden werden. Mit 5G eröffnen sich viele neue Möglichkeiten, die Industrie wettbewerbsfähiger und sparsamer zu machen. Dafür müssen die Fachkräfte von morgen aber auch damit umgehen und ältere Maschinenbestände nachrüsten können.“
Die notwendige Qualifikation von Auszubildenden zu ermöglichen ist Ziel des Projektes 5G-Lernorte OWL unter Leitung der OstWestfalenLippe GmbH. Mit entsprechend aufgebauten Anwendungsbeispielen kommen die Berufsschüler im Unterricht schon früh mit der 5G-Technologie in Berührung, lernen mehr über Chancen und Grenzen. „Über die 5G-Lernsituationen können wir den Studierenden einen praxisnahen Einstieg ins Thema Funktechnologie und in die digitale Welt allgemein bieten, den wir so an der Schule allein nicht darstellen könnten“, freut sich Lehrer Werner Wiechers über die neuen Möglichkeiten. „Heute haben wir etwa gemeinsam erarbeitet, welche Daten wir mit welchen Sensoren an der Standbohrmaschine erfassen können – und wie die Daten dann per 5G übertragen werden. Dabei hat sich gezeigt, dass hinter industriellem 5G deutlich mehr steckt als nur mobiles Internet auf dem Handy.“
Mit der Lernsituation kommen die neuen Inhalte Schritt für Schritt in den Unterricht der vier am Projekt beteiligten Fachschule für Technik. Weitere Anwendungsbeispiele sollen in den nächsten Monaten folgen. „So wollen wir erreichen, dass Schüler mit kaufmännischen Ausbildungsberufen in übergreifenden Lernsituationen auch mit Schülern aus gewerblich-technischen Berufen zusammenarbeiten und Herausforderungen durch den Einsatz von 5G eigenständig lösen können“, blickt Wolfgang Marquardt, Prokurist der OstWestfalenLippe GmbH, in die Zukunft. „Für OWL ist das eine einzigartige Gelegenheit, Fachkräfte für zukünftig gefragte Technologien schon heute selbst auszubilden – und sich als Chancenregion bestmöglich aufzustellen.“